Fürst Alois II.: Der Erste, der sich für das Land interessierte
Fürst Alois II. wurde am 25. Mai 1796 in Wien als ältester Sohn von Fürst Johann Josef I. geboren. Sein Interesse galt vor allem der Agrarwirtschaft und der Kunst. Wie damals üblich, schloss er seine Ausbildung mit einer Kavalierstour durch Europa ab. Dabei besuchte er auch die Schweiz und war in Liechtenstein für einige Tage auf der Jagd. Durch die Aufnahme des Fürstentums Liechtenstein in den Rheinbund 1806, stieg auch das Interesse bei der Familie Liechtenstein für das kleine Land am Rhein. Doch Fürst Alois II. sah sich trotz der Souveränität des Landes weiterhin als loyalerUntertan des österreichischen Kaisers. Trotz dieser Orientierung am kaiserlichen Hof profitierte auch die Bevölkerung in Liechtenstein von diesem gestiegenen Interesse. So wurde unter Fürst Alois II. ein Waisenamt eingerichtet und ein landschaftlicher Armenfonds gegründet. Am meisten für Aufsehen sorgte aber, dass er 1842 als erster regierender Fürst das Land besuchte. 123 Jahre waren seit der Erhebung zum Reichsfürstentum Liechtenstein vergangen und vor Fürst Alois II. hat es nie ein Regent des Landes für nötig erachtet, einen Fuss auf das eigene Land zu setzen.
Die besten Schüler erhielten Geld
Bei seinem Besuch 1842 besuchte Fürst Alois II. alle Gemeinden ausser Planken und spendete in jeder Gemeinde den sechs besten Schülern einen Gulden und liess die Armen beschenken. «In seiner ruhigen, gütigen, überlegten Art bemührte er sich um ein gutes Verhältnis zu seinem Volk. Bezeichnenderweise verzichtete er bei seinem Regierungsantritt auf den Untertaneneid», heisst es im Schulbuch «Fürst und Volk» zu Fürst Alois II. Nach einem verheerenden Rheineinbruch im Jahre 1846, der von Vaduz bis Bendern das Tal überschwemmte, leitete der Fürst Hilfsmassnahmen ein, um den Geschädigten zu helfen. Zudem entwarf er für Liechtenstein einen wirtschaftlichen und sozialen Reformplan. Dabei dachte man an an eine Eindämmung des Rheins, Verbesserung der Viehzucht, Einführung von Industrie, Nutzung von Mineralquellen, Verbesserung des Schulwesens, Ablösung des Zehnten und den Bau von Strassen. Doch deswegen war zwischen dem Fürsten und dem Volk noch lange nicht alles in Ordnung. Die Bestrebungen vonseiten der Bevölkerung zur Verbesserung der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse sind er folglos geblieben. Und nach der Rheinüberschwemmung verschlechterte sich die wirtschaftliche Situation massiv.
Die unblutige Revolution von 1848
1848 war in allen deutschen Staaten ein Revolutionsjahr. Es wurde für die Durchsetzung liberaler, nationaler und teilweise sozialer und wirtschaftlicher Forderungen demonstriert. Zur Situation in Liechtenstein schreibt Rubert Quaderer im Historischen Lexikon des Fürstentums Liechtenstein: «Nachrichten über Aufstände in Paris, Wien und Berlin führten im März 1848 auch in Liechtenstein zu Aufmärschen, Forderungen und Drohungen gegen die fremden fürstlichen Beamten. Gewählte Gemeindeausschüsse bestimmten am 22. März 1848 einen Landesausschuss, bestehend aus Peter Kaiser, Karl Schädler und Ludwig Grass. Ihm gelang es, die Ordnung aufrechtzuerhalten, sodass die Revolution in Liechtenstein unblutig verlief. Der Landesausschuss forderte von Fürst Alois II. unter anderem eine freiheitliche Verfassung und die Aufhebung der Feudallasten.» Fürst Alois II. machte zwar weitreichende Zugeständnisse, wollte aber vor dem Fällen endgültiger Entscheidungen die Entwicklung in Österreich abwarten. «Der Unmut des Volkes war damit nicht besänftigt. Der Beamte Johann Langer wurde von einem Revolutionszug an die Grenze gestellt. Andere Beamte und der Militärkommandant Friedrich Blaudeck verliessen das Land. Das Militärkontingent wurde im April 1848 beurlaubt», schreibt Rupert Quaderer zu dieser turbulenten Zeit. Doch schlussendlich verlief die Revolution im Sand. Fürst Alois II. nahm 1852 die provisorische, liberalere Verfassung wieder zurück und setzte die absolutistische Verfassung von 1818 wieder in Kraft. Doch das Volk liess nicht locker und forderte erneut politisches Mitspracherecht und Reformen. Doch dafür mussten sie auf den nächsten Fürsten warten. Fürst Alois II. starb nach zehnjährigem Leiden 1858 an einer Harnblasenkrankheit.
Quelle Text: Patrik Schädler